Lügen schmeckt wie Knäckebrot
Es ist ein schweres Alter – und ein entwaffnend ehrliches Mädchen, zumindest dem Leser gegenüber. In der neuen Klasse jedoch lässt sich Vilde, die Hauptfigur der Geschichte, zum Aufschneiden verführen. Ihr Vater lebe in Afrika und kümmere sich um bedrohte Tiger, das ist der Schluss ihres Referates, dass sie über Botswana hält. Und von Anfang an ist man Teil ihrer Gedanken und Empfindungen und bekommt mit, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Aber ihre Gefühle sind echt und ihr Papa, den sie schmerzlich vermisst, stärkt ihr auch auf die Distanz den Rücken.
Die Ich-Erzählung holt den Leser ganz nah ran an die Geschehnisse in der Schule, die echten und vermeintlichen Freunde und Freundinnen, an den Spaß am Schreiben und die ersten Erfolge damit, aber auch an die Verletzungen und den Umgang mit Schuldgefühlen sowie das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch.
Mit jedem Punkt, den Vilde im Laufe des Buches auf ihrer Liste der noch zu erledigenden Aufgaben abarbeitet, wächst sie dem Leser näher ans Herz – und zum Schluss findet das in Wahrheit mutige Mädchen ihre ganz eigene Belohnung.
Das Buch des in Amerika aufgewachsenen norwegischen Autors Nicolai Houm bildet die Gedanken und Geschehnisse der Altersgruppe ab elf Jahren gut ab. Auch die Übersetzung von Maike Dörries, die die in Deutschland bekannten „Petterson und Findus“-Geschichten ins Deutsche überträgt, macht dieses Buch lesenswert. Der Titel klingt gut – macht es aber schwer, das Buch zu verschenken. Denn wie will man begründen, dass man diese Geschichte an ein junges Mädchen schenkt – sie wird doch wohl nicht lügen…?? Im Norwegischen heißt das Buch „Det du ikke vet om Vilde“ zu Deutsch: „Was du nicht über Vilde weißt“. Das klingt längst nicht so „knusprig“, macht aber das Empfehlen und Verschenken des Buches leichter…
Rezension: Renate von Rüden
Nicolai Houm
Lügen schmeckt wie Knäckebrot
aus dem Norwegischen von Maike Dörries
Verlag Dressler, Hamburg, 2019, 205 Seiten
ISBN 978-3-7891-1057-3
Preis: € 15,00