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Atomgetriebene Kreuzfahrtschiffe – ist das die Zukunft?
Die Kreuzfahrt-Reisebranche möchte gerne ohne Kohlendoxid-Ausstoß auskommen und arbeitet gerade an Lösungen mit Strom, Wasserstoff, Ammoniak und Methanol, ist aber noch weit von ihrem Ziel entfernt.
Professor Jan Emblemsvåg von der NTNU (Technisch-Naturwissenschaftliche Universität in Norwegen) meint, dass in zehn Jahren große Kreuzfahrtschiffe mit Atomanrieb und null Ausstoß – und dazu noch schneller als heute – unterwegs sein könnten. Er versichert, dass die neuen Reaktoren nicht mit denen verglichen werden könnten, die in Tschernobyl geschmolzen sind, oder mit denen, die heute bereits in atomgetrieben Eisbrechern oder U-Booten verwendet werden. „Das werden Salzschmelze- oder Bleireaktoren sein, die nicht in die Luft gehen oder niederschmelzen können.“ Erst kürzlich hat er für sein Atomprojekt „Nuclear Propulsion of Merchant Ships“ vom Noregs Forskingsråd“ zehn Millionen norwegische Kronen erhalten. In einer ersten Phase möchte er kleine SMR-Reaktoren für große Frachtschiffe entwickeln, danach solche, evtl. Thorium-basierte Salzschmelze-Reaktoren, für Kreuzfahrtschiffe.
„Atomkraftgetriebene Kreuzfahrtschiffe werden ausstoßfrei in den Norwegischen Fjorden umherfahren können“, meint der Professor. Diese Aussicht besteht umso mehr, als sich die Einstellungen zur Kernkraft in Norwegen in den letzten Jahren stark geändert hat. Während sie noch vor wenigen Jahren fast unisono abgelehnt wurde, glaubt nun eine Mehrzahl der Norweger daran, dass sie eine gute Lösung zur Lösung der Energiekrise wäre. Zudem wird die Energiegewinnung aus Windkraft an Land massiv abgelehnt.
Schiffe mit Kernkraft anzutreiben, würde deren enormen Ausstoß an CO2 vermeiden: Jedes der 580 größten Containerschiffe auf der Welt verbraucht jeden Tag zwischen 250 und 350 Tonnen Schweröl; in Stromeinheiten umgerechnet entspricht das fast der Hälfte der jährlichen Stromproduktion Europas. Dazu kommen aber noch große Tankschiffe, Massengutfrachter, Kreuzfahrtschiffe und viele andere. Würde man den globalen Verbrauch von Schweröl in die dafür notwendige Menge von grünem Ammoniak umrechnen, käme man auf die doppelte Menge von dem, was die ganze EU an Elektrizität produziert.