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„Touristen sind Terroristen“ steht an der Wand einer Fußgängerunterführung in Wien. Tourismus ist in unserer Zeit ein Massenphänomen. Das bekommt auch Norwegen zu spüren.
Nur als Beispiel die Trolltunga: Im Jahr 2010 wagten sich 800 Menschen auf diesen herausfordernden Aufstieg mit 900 m Höhendifferenz, im Jahr 2017 waren es einhundert Mal so viele. Jeder zweite Service-Betrieb im Sørfjord heißt heute irgendetwas mit „Trolltunga“. Aber: 2017 mussten unzählige Rettungsaktionen für ausländische Touristen in Alltagschuhen und unpassender Kleidung durchgeführt werden, jetzt kontrollieren „Bergwächter“ die Wanderer unterwegs.
Die Reisebranche boomt: die Lofoten, die Westfjorde, Oslo und Bergen, das Nordlicht – alles lockt immer mehr Besucher. Das Massenphänomen Tourismus führt zu einer Ausweitung der Reiseziele und -zeiten; ein neues Motto ist „Ganz Norwegen das ganze Jahr über“.
Aber die Quantität bedroht die Qualität. Probleme schafft die lokale Infrastruktur: Toiletten, Parkplätze, Verpflegung, Übernachtungsmöglichkeiten?
Die Hälfte allen Verkehrs auf der Welt steht im Zusammenhang mit Reisen, auch in Nordeuropa: Abgase ausstoßende Kreuzfahrtschiffe machen die Luft und das Naturerlebnis in den Westfjorden kaputt, tonnenweise werden Abwässer nur 300 m weit vom Land entfernt abgekippt. Eine zwei Wochen dauernde Kreuzfahrt verunreinigt die Luft im gleichen Maß wie 1600 Benzinfahrzeuge im Lauf eines Jahres.
Das „Reisen“ hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Der „Reisende“ ist zum „Touristen“ geworden. Jemand hat einmal gesagt: Der Reisende sieht, was er sieht, der Tourist sieht, was ihm gezeigt wird. Werden wir doch alle wieder zu Reisenden!