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Extremwetter "Hans"
Zerstörungen ungeahnten Ausmaßes hat das Extremwetter «Hans» im südlichen Teil Norwegens hinterlassen: über die Ufer getretene Flüsse führten zu Überschwemmungen, wie sie in diesem Ausmaß niemand in Erinnerung hatte, zerstörten Infrastrukturen wie Straßen und Stromleitungen, darauffolgende Erdrutsche rissen ganze Häuser mit sich, Tiere kamen in den Fluten um, die Ernte dieses Jahres ist zerstört. Die angerichteten Schäden belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 100 Mio Euro, wahrscheinlich wird der Betrag noch wesentlich höher.
Die gemessenen Niederschlagsmengen waren allerdings bei weitem nicht die größten in den letzten Jahren – sie kamen nur an den falschen Stellen an: im Osten. Dort liegt nämlich der durchschnittliche Niederschlag im Jahr nur zwischen 300 und 500 mm, im Westen sind dagegen 2000 bis 3000 mm durchaus normal.
Ungefähr auf der Höhe des Langfjells im südlichen Teil Norwegens liegt die etwa in Nord-Süd-Richtung verlaufende Wasserscheide, an der sich die Fließrichtung des Wassers entscheidet: nach Osten oder nach Westen. Die Topographie im Westen weist hohe, teils steile Berghänge auf, das Wasser kann schnell abfließen und hat relativ kurze Wege ins Meer. Der Osten ist eher flach, das Wasser hat einen langen Weg ins Meer, die Flussumgebungen haben einen großen Einzugsbereich für zufließendes Wasser. Im Osten braucht es also viel weniger Niederschläge, um über Land große Wassermassen anzusammeln. So führen 80 mm Niederschlag in 24 Stunden im Osten bereits zur Meldestufe Rot („größte Gefahr“), während diese Menge im Westen dazu gerade mal zu Gelb („mittlere Gefahr“) reicht.
Normalerweise kommen die großen Niederschläge auch mit der Westströmung direkt von der Meerseite her. „Hans“ nahm aber den Umweg über das Skagerak nach Schweden (wo er auch große Verwüstungen hinterließ) und fiel von Südosten nach Norwegen ein.