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Deutsch-Norwegische Freundschaftsgesellschaft e.V.

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(c) Pixabay

Spirituosen im Regal

Getränke, die mehr als 4,75 Volumenprozent Alkohol enthalten, bekommt man in Norwegen (außer in bestimmten Restaurants und Bars) nur im „Vinmonopol“, einer Reihe eigens dafür eingerichteter Läden; anderen Stätten ist nur der Verkauf von Getränken mit weniger Alkohol erlaubt – und das nicht einmal während der gesamten Öffnungszeiten.
Diese staatliche Ladenkette, die dem Gesundheitsministerium unterstellt ist, gibt es jetzt seit 100 Jahren. Hier die Geschichte dieser für uns ungewöhnlichen Einrichtung:
Möglicherweise ist es die lange winterliche Dunkelheit in Nordeuropa, die schon immer dafür sorgte, dass sich die dort lebenden Menschen diese Situation durch Alkoholkonsum „aufhellen“ wollten. Überlieferungen zufolge waren im 19. Jahrhundert alkoholische Getränke keineswegs Genuss-, sondern ausschließlich Rauschmittel.
Im Jahr 1887 veröffentlichte Sven Aarrestadt, einflussreiches Mitglied der wenige Jahre zuvor gegründeten Abstinenzlerbewegung, sein erstes Buch mit dem Titel „Kom og hjelp oss“ (Komm und hilf uns); weitere Schriften zu diesem Thema mit dem Ziel, ganz Norwegen „trocken zu legen“, folgten. Mit seinen Bemühungen erreichte er, dass 1917 landesweit kein Wein mehr mit mehr als 12 % Alkohol verkauft werden durfte. Von Seiten der Importländer kam es daraufhin zu Handelsboykotten: Portugal sperrte seine Häfen für norwegische Schiffe, Frankreich und Spanien verlangten für norwegischen Fisch so hohe Zölle, dass er dort praktisch unverkäuflich wurde.

Ein landesweites Branntweinverbot wurde 1919 zwar per Volksabstimmung bestätigt, 1927 aber wieder aufgehoben, nachdem es sich als nicht besonders durchsetzbar erwiesen hatte: Schnaps war weiterhin als „Medizin“ erhältlich (und mancher Arzt verdiente sich ein Vermögen mit dem Ausstellen von Rezepten), der Spritschmuggel hatte geblüht und teilweise skurrile Formen angenommen ( So änderte in einem Fall eine Familie ihren Namen, weil ihr Sohn in solche Geschäfte verwickelt war und sie damit nicht in Verbindung gebracht werden wollten.).
Mit dem „Vinmonopol“ wurde dann am 30. November 1922 eine Einrichtung gegründet, wie sie heutzutage auch in Schweden (Sysembolag), in Finnland (Alko), auf Island (Vinbudin) und – seit 1992 – auch auf den Färöern (Rúsdrekkasøla Landsins) zu finden ist: der staatlich kontrollierte Verkauf von sehr hoch besteuerten Getränken mit einem gewissen Alkoholgehalt. Anfänglich waren diese äußerlich wenig einladend Läden sehr spärlich auf das Land verteilt, die Bedienung an der Verkaufstheke oft nicht sehr entgegenkommend, das Angebot recht beschränkt. Dieses Bild hat sich aber bis heute gewaltig gewandelt: Der Kunde kann sich jetzt in ca. 300 Verkaufsstellen an freundlich gestalteten Selbstbedienungsregalen frei aussuchen, was sein Herz begehrt. Das Sortiment umfasst inzwischen 8300 Rotweine aus 40 Ländern, 5400 Weißweine, 1600 Schaumweise und 2900 Branntweine.
Das Jahr 2021 war übrigens das verkaufsstärkte in der Geschichte des Vinmonopols. Das bedeutet aber nicht, dass die Norweger in diesem Jahr wesentlich mehr getrunken haben als sonst. Sie mussten sich nur alle ihre alkoholischen Getränke im Vinmonopol beschaffen, nachdem aufgrund der Infektionslage lange Zeit die Grenze nach Schweden und ins übrige Ausland gesperrt waren und kein „privater“ preisgünstigerer Import der begehrten Ware möglich war.


 

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